Der Epenstein-Rundweg entführt Sie in die Geschichte von Dr. Hermann Epenstein (*8.1.1850 in Berlin - † 5.6.1934 in Mauterndorf), Ritter von Mauternburg und königlich-preußischer Militärarzt, der durch seine großzügige Wohltätigkeit und seine Leidenschaft für Kunst und Jagd einen bedeutenden Einfluss auf Mauterndorf hatte. Diese historische Erzählung führt Sie zu verschiedenen mit QR-Codes versehen Gebäuden, die eng mit diesem Philanthropen und Mäzen verbunden sind. Durch seine Unterstützung wurde ein fundamentaler Grundstein gelegt, auf dem wir heute aufbauen.

Der Weg beginnt beim Schlossmeierhaus und erstreckt sich von dort über die Fischerkeusche, den Kindergarten, die Volksschule, die Freiwilligen Feuerwehr bis hin zur Burg Mauterndorf, wo der Rundgang endet.

Die Absicht hinter dem Rundweg liegt darin, Epensteins Hilfe und Hingabe nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, sondern als integralen Bestandteil unserer Geschichte zu bewahren! Wir dürfen Sie somit zu einem faszinierenden 1,6 km langen Streifzug durch Mauterndorf willkommen heißen, wo die Spuren von Epensteins Wirken noch bis heute spürbar sind!

Schlossmeierhaus

Sie befinden sich nun am Anfang des Schlosshügels vor dem / beim Schlossmeierhaus, mit Blick auf die Burg Mauterndorf, wo einst alles seinen Anfang nahm. Epenstein erwarb 1894 zunächst das "alte Schloss Nr. 27" und erweiterte noch im selben Jahr seinen Besitz um das Schlossmeierhaus Nr. 33. Ersteres wurde dieses zu seiner eigenen Residenz, wo er sich über einen beeindruckenden Zeitraum noch von zehn Jahren dessen Wiederaufbau widmete und dem historischen Juwel neues Leben einhauchte - doch der Weg bis dorthin war nicht einfach.

Im Mai 1896 wurde mit dem Umbau des Schlossmeierhauses begonnen, doch trotz des vollen Einsatzes bei den Bauarbeiten konnten die Lungauer Handwerker nicht das vom Bauherrn gewünschte Tempo halten. Epenstein brachte seinen Unmut über die langsame Fortschreitung der Bauarbeiten bereits während des Baus zum Ausdruck, da auf der Baustelle dreißig Personen arbeiteten, die sich gegenseitig behinderten. Zusätzlich äußerte der Bauherr zahlreiche Sonderwünsche für dieses Nebengebäude. Beim Einrichten forderte er beispielsweise besonders breite Betten.

 

Aufgrund der Verzögerung beim Bau wurde ein Pönale, also eine Strafgebühr, verhängt. Die formelle Überprüfung fand am 22. August 1896 statt. Zur Verärgerung des Bauherrn war sein Haus zu diesem Zeitpunkt noch immer nicht vollständig bewohnbar. Erst im Herbst 1896 war das Schlossmeierhaus bezugsfertig und Anton Santner legte die Schlussrechnung vor, die von dem Landeskonservator Vitus Berger, überprüft wurde. Dr. Epenstein hatte nun in Mauterndorf seine eigene Residenz.

Ein Jahr darauf, 1897, erwarb er eine weitere Burg – Veldenstein in Neuhaus an der Pegnitz. Auch diese Burg ließ er umfassend renovieren, sodass er fortan zwischen Berlin, Veldenstein und Mauterndorf pendelte. In Mauterndorf residierte Epenstein gemeinsam mit seiner Frau, in den Sommermonaten im Schloss und die restliche Zeit im Schlossmeierhaus, wo das Ehepaar auch seine letzten Atemzüge machte.

Fischerkeusche

Im Jahr 1901 kaufte Epenstein ein weiteres Haus in Mauterndorf, die Fischerkeusche, sowie umfassende Ländereien in Hammer, jenem Ortsteil von Mauterndorf, wo sich heute das Skizentrum befindet. Eingefädelt wurde der Verkauf offensichtlich schon im Jahr 1900, als Maria Löcker, die Eigentümerin, einen Vorschuss von 25 Gulden (11,25 €) erhielt. Zu diesem Anwesen gehörte auch ein Anteil an der Trogalpe, ein Weidegebiet am Grosseck-Speiereck, wo sich heute eine bewirtschaftete Hütte befindet.

 

Dort brachte Epenstein seine Dienstboten unter, denn in dieser Ära spielte im Lungau die Viehzucht eine herausragende Rolle. Im ganzen Bezirk gab es beeindruckende 19.000 Rinder - eine höhere Zahl als jene der Einwohner. Ein besonders bedeutender Wirtschaftssektor war zudem die Jagd, eine Leidenschaft von Epenstein. Neben der Viehzucht und der Jagd existierten im Lungau lediglich eine Papierfabrik und ein kleines Talkbergwerk.

Die Hauptverkehrsader war die Straße über den Tauern, die jedoch von November bis Mai kaum befahrbar war. Daher war die Eisenbahnstrecke der Murtalbahn, die seit 1894 nach Mauterndorf führte, ebenso wichtig. Am 17. September 1894 traf die erste Lokomotive mit zwei Personenwaggons am Bahnhof in Mauterndorf ein. Die feierliche Eröffnung der Bahnstrecke Unzmarkt-Mauterndorf folgte am 8. Oktober desselben Jahres. Dadurch wurde der Lungau von Tamsweg bis nach Mauterndorf erfolgreich in das internationale Eisenbahnnetz integriert. Heute noch kann man auf dieser Bahnstrecke mit der Taurachbahn von Mauterndorf nach St. Andrä fahren - allerdings nur zu touristischen Zwecken.

Kindergarten

1901 vollendete Epenstein ein bedeutendes Sozialprojekt. Ein Jahr zuvor hatte er schon mit dem Bau eines Kinderasyls begonnen, wofür er am 6. Juli 1900 einen Kostenvoranschlag über 3.144 Gulden (1.414,80€) erhalten hatte. Es überraschte daher nicht, dass Epenstein im Jahr 1901 äußerst verärgert war, als der Bürgermeister sich weigerte, seine Schuld von 15.000 Kronen (ca. 6.750,00 €) für den Bau eines Elektrizitätswerkes zurückzuzahlen.

 

Neben diesen finanziellen Unstimmigkeiten kam es auch noch zu Veränderungen in den Geschäftsplänen des Werkes. Daher erfolgte die Eröffnung von Epensteins Kinder-Bewahranstalt am 17. Juni 1901 heimlich. Das Kinderasyl wurde von Ordensschwestern geleitet und dient heute als Kindergarten für die gegenwärtigen und zukünftigen Generationen.

Drei Jahre zuvor hatte Epenstein einen Schießstand im Ortsteil Hammer errichtet und diesen der Mauterndorfer Schützengesellschaft zur Verfügung gestellt. Als deren Oberschützenmeister stiftete er zahlreiche wertvolle Preise und nahm selbst an Wettbewerben teil, was ihm von den Mitgliedern hoch angerechnet wurde. Die Marktgemeinde Mauterndorf dankte ihm dafür mit der Ernennung zum Ehrenbürger und Kaiser Franz Josef erhob ihn für seine Verdienste um das Allgemeinwohl in den Ritterstand.

 

Als Dr. Hermann Epenstein Ritter von Mauternburg erhielt er später verschiedene Orden und Auszeichnungen. Sein Engagement beschränkte sich nicht nur auf Mauterndorf, sondern erstreckte sich auch auf das ganze Bundesland Salzburg und die Unterstützung von Vereinen und Organisationen wie dem Salzburger Blindenverein, dem Salzburger Frauenerwerb Verein und der Bürgerstiftung Salzburg, wofür er zum Ehrenmitglied der genannten Organisationen ernannt wurde.

Volksschule

Im Jahr 1904 entstand in Weißpriach eine Schule, deren Bau von Dr. Epenstein mit einer großzügigen Spende von 250 Kronen (ca. 112,50 €) unterstützt wurde. Gleichzeitig setzte er sich aktiv für den Bau der neuen Volksschule in Mauterndorf ein. Die Salzburger Chronik vermerkte, dass Dr. Epenstein der Gemeinde Mauterndorf einen erheblichen Betrag von 5.000 Kronen (2.250,00€) zukommen ließ.

 

Die zeitgemäßen Anforderungen wurden im neuen Schulhaus laut Schulrat Pölt vollständig erfüllt. Zusätzlich erhielt Oberlehrer Franz Keidel im neuen Gebäude eine Wohnung. Die feierliche Einweihung des Bauwerks fand am Sonntag, dem 6. Oktober 1907, statt und ein Jahr später wurde es um eine Turnhalle erweitert.

Einige Jahre später, kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914, richtete er in Deutschland auf Burg Veldenstein, ein privates Lazarett ein, um die verwundeten Soldaten zu unterstützen. Dort lernte er seine spätere Lebensgefährtin, Elisabeth Spitz, kennen, die zu diesem Zeitpunkt noch in einer unglücklichen Ehe gefangen war. Nach dem Krieg verlegte er seinen Wohnsitz vollständig nach Mauterndorf und heiratete im März 1919 die nun geschiedene Elisabeth Spitz.

Freiwillige Feuerwehr Mauterndorf

Im Jahre 1897 kam es zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr, welche von Johann Wallner, einem respektierten Gasthof- und Realitätenbesitzer, ins Leben gerufen wurde. Traditionsgemäß fand das Fest der Freiwilligen Feuerwehr stets am Wochenende um den 4. Mai statt. Das Jubiläum zum 30-jährigen Bestehen im Jahre 1909 wurde auf besonders festliche Weise zelebriert Unüblicherweise reiste Epenstein deshalb bereits Anfang Mai an, um als Besitzer an der Hauptübung im Schloss teilzunehmen.

 

Es bleibt im Dunkeln, inwiefern Epenstein bereits zuvor die Feuerwehr unterstützt hatte. Die erste dokumentierte Spende erfolgte nämlich erst im Herbst 1910, als er anlässlich seiner Erhebung in den Ritterstand 300 Kronen (135,00€) spendete.

Am 4. Dezember 1910 reichte der Ausschuss der Freiwilligen Feuerwehr den Antrag ein, Epenstein zum Ehrenmitglied zu ernennen. Diesem wurde schließlich am 29. Januar 1911 stattgegeben und so wurde Epenstein am 14. Mai 1911 von einer Abordnung das kunstvoll gestaltete Diplom seiner Ehrenmitgliedschaft überreicht. Epenstein bewies auch nach dieser Ehrung weiterhin seine Großzügigkeit.

 

Nicht nur die Freiwillige Feuerwehr in Mauterndorf erhielt seine finanzielle Unterstützung, sondern auch die Feuerwehr in St. Martin, einem Ortsteil der heutigen Gemeinde St. Michael im Lungau, wurde mit einer Spende von 40 Kronen (18,00€) bedacht. Im November wurde das 40. Bestandsjubiläum der Freiwilligen Feuerwehr von Mauterndorf gefeiert, zu dem Epenstein schriftlich gratulierte und 500 Kronen (225,00€) überreichte.

Burg Mauterndorf

Der Rundweg endet hier bei der Burg Mauterndorf, welche sich majestätisch über der gleichnamigen Marktgemeinde erhebt. Sie ist ein beeindruckendes historisches Bauwerk mit einer reichen Vergangenheit. Die Burg Mauterndorf hat ihren Ursprung in der Römerzeit (10. Jhdt.), als sie an einer bedeutenden Handelsstraße erbaut wurde. Von besonderer Bedeutung war die Zeit des 13. Jahrhunderts bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, in der die Burg im Besitz des Domkapitels war und als dessen administratives Zentrum fungierte.

Im Jahr 1806 ging Burg Mauterndorf, nach dem Verfall des Domkapitels, in den Besitz des Staates über und sah sich ab diesem Zeitpunkt der stetigen Bedrohung des Verfalls gegenüber. Die Rettung kam jedoch im Jahr 1894, als die Burg in den Besitz des wohlhabenden Berliner Militärarztes Hermann von Epenstein überging. Unter seiner Führung wurde die Burg innerhalb kurzer Zeit mit beträchtlichem Aufwand wiederaufgebaut und ihre Pracht wiederhergestellt. Das Schicksal fügte es, dass der ehemalige Bürgermeister und Postmeister Isidor Gugg auf den herausragenden königlich-preußischen Generaloberarzt Dr. Hermann Epenstein aus Berlin stieß.

Im Jahre 1894 erwarb dieser das Schloss Mauterndorf samt dazugehörigem Grundbesitz, das zu jenem Zeitpunkt bereits einen trostlosen Anblick bot. Über einen beeindruckenden Zeitraum von zehn Jahren hinweg widmete sich Dr. Epenstein mit großem Engagement dem Wiederaufbau des Schlosses, wodurch er diesem historischen Juwel des Lungaus neues Leben einhauchte und es für kommende Generationen bewahrte.

Der Verkäufer Isidor Gugg hatte in Zeitungen inseriert und ein enger, lebenslanger Freund Epensteins, Julius Thirring dürfte seinen Freund auf das Kaufobjekt aufmerksam gemacht haben. Nach Erwerb des Schlosses entwickelte Epenstein eine besondere Verbindung zum Lungau. Ursprünglich war Schloss Mauterndorf als Residenz für den Sommeraufenthalt gedacht. Hermann Epenstein wurde später aber sogar österreichischer Staatsbürger und verlegte nach dem Ersten Weltkrieg seinen Wohnsitz ganz hierher. Im Zuge des Erwerbs der Schlossruine Mauterndorf im Jahr 1894 durch Epenstein erlangte die Marktgemeinde eine neue Bedeutung.

Während seines Aufenthalts in Mauterndorf hat er viele bedeutende Initiativen ergriffen. Er ließ einen neuen, leichteren Samson (Lungauer Brauch) anfertigen und übernahm die Transportkosten für die originale Samson-Figur zum Salzburger Museum Carolino Augusteum. Diese wurde 1899 in der Expositur des städtischen Museums im Schloss Mirabell ausgestellt und zog im Jahr 1924 ins Hellbrunner Monatsschlössl um. Sein Engagement erstreckte sich auch auf die Unterstützung von Vereinen und Organisationen, wie bereits bei Station 3. erwähnt wurde.

Hermann Epenstein verstarb schließlich nach langem schwerem Leiden an Demenz am 5. Juni 1934 im Alter von 84 Jahren im Schlossmeierhaus in Mauterndorf. Nach der Aufbahrung seines Leichnams in der Schlosskapelle, wurde dieser auf dem Mauterndorfer Friedhof in St. Gertrauden beigesetzt. Sein gesamter Besitz ging an seine Witwe Elisabeth von Epenstein über. Sie setzte ihr damaliges Patenkind, Reichsmarschall Hermann Göring, als Erben ein, doch dieser vernachlässigte die Übernahme des Besitzes, sodass die Schenkung ungültig wurde. Der rechtmäßige Eigentümer wurde die Familie Marschall, die Erben von Frau Epenstein. Die Burg wurde 1966 an die Republik Österreich verkauft und ist seit 1968 im Besitz des Landes Salzburg.

Wir bedanken uns für Ihre Zeit und wünschen Ihnen noch einen schönen Aufenthalt in Mauterndorf!

Text: Klara Moser; Quelle: Hanno Bayr, Berlin trifft Mauterndorf – Eine Reise mit Epenstein und Göring (Peter Klammer Verlag, 2017) & Gemeinde Mauterndorf - Das tausendjährige Mauterndorf


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