Zederhauser Prangstangen

Am 24. Juni findet in Zederhaus, eines der schönsten und farbenfrohesten Erlebnisse statt. Den Charakter dieses Landes prägt auch das Verhältnis seiner Menschen zu Gott, das sich in Festen und Brauchtum äußert. Als Höhepunkt stehen die "Prangtage" (von Gepränge) im Lungauer Festkalender, wenn Prozessionen das Allerheiligste durch die Felder geleiten, damit Gott diese Ernte schütze.

eines der schönsten und farbenfrohesten Erlebnisse

 

Wohl eines der schönsten und farbenfrohesten Erlebnisse im Lungauer Brauchtumsjahr, stellen die Prangstangenprozessionen dar. Der Brauch des Prangstangentragens wird nur in zwei Lungauer Gemeinden gefeiert – in Muhr (am 29. Juni zu Peter & Paul) und in Zederhaus (am 24. Juni zu Johannes). In mühevoller Handarbeit werden die zuvor auf Sommer- und Almenwiesen gepflückten Blüten zu langen Girlanden gebunden. Bis zu 50.000 verschiedenster Sommerblumen werden so um die bis zu 6 Meter hohen imposanten Himmelsstangen gewickelt. Unverheiratete Burschen tragen die blumenumwickelten Prangstangen in einer feierlichen Prozession durch den Ort. In Muhr und Zederhaus wickeln die Menschen zu diesem Anlass aus zehntausenden Blüten kunstvolle Ornamente um ein Dutzend dicke Prangstangen (8 m hoch und bis zu 85 kg schwer).

Ihre verwelkte Blütenpracht wird am "Hohen Frauentag" (15. August) als "Prangstangenkräutlach" auf alle Häuser verteilt zum rituellen "Räuchern" am Heiligen Abend, zu Silvester und am Vorabend von Dreikönig.

Glaubt man der Überlieferung, wurde der südlichste Gau des Salzburger Landes, der Lungau, einst von einer fürchterlichen Heuschreckenplage heimgesucht, der die gesamte Flora mit Ausnahme der Sonnwendla (der Feldmargerite) zerstörte. Die verzweifelten Bauern und Bäurinnen beteten zum Herrgott und schwören ab sofort jedes Jahr die blumenverzierten Prangstangen bei ihren Prozessionen als Ehrerbietung mitzutragen. Seit 300 Jahren werden in den Gemeinden nun körbeweise Sommerblumen gepflückt und wundervollen und aufwendigen Verzierungen um die Himmelsstangen gewickelt. Nachdem die bis zu 80 kg schweren und bis zu 6 Meter hohen Prangstangen durch den Ort in Richtung Kirche getragen wurden, werden sie in jener feierlich geweiht. Dort bleiben sie auch, wo sie bis zur Kräuterweihe am Hochfrauentag, dem 15. August von staunenden Augen bewundert werden können. Um das Haus vor Bösem zu schützen wird in den drei heiligen Weihnachtsabenden mit der Räucherpfanne durch die Räumlichkeiten gegangen und “geräuchert” – hier finden die getrockneten Blumen und Kräuter ihre letze Verwendung.

Der weltliche Akzent der Prangtage setzt der Samson. Im Hochbarock stolzierte dieser Riese neben anderen Helden und Heiligen in den Prozessionen mit, auf dass die Gläubigen anschaulichen Bibelunterricht bekämen. Erst die Aufklärung verbrannte dieses Spektakel aus der Prozession in den profanen Teil des Prangtages.

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